Pirol-Startseite Archiv/Download | User-Atelier | Fotoecke | Bastelecke | Gästebuch | Links | Redaktion | Impressum |  

Vogelgeschichten Erscheinungsdatum: Juli 2004

Halllo – Feeeeelix! - Unser Gastbeo
von Nina Buchstaller

Im Januar meldete sich Heike auf mein Vogelsittingangebot, welches ich auf www.vogelforen.de gemacht hatte. Sie wollte gerne mit ihrem Mann für einen Monat nach Australien – Flug war schon gebucht - und ihre langjährige Vogelsitterin konnte diesmal nicht.

Heike hat einen 12-13 Jahre alten Beo namens Felix.

Wir luden Heike und ihren Mann Oliver zu uns ein, damit sie uns erst einmal kennen lernen und anschließend entscheiden können, ob sie uns ihr Schatzerl anvertrauen möchten.

Nachdem wir uns sympathisch waren und beide auch mit dem Umfeld zufrieden waren, beschlossen sie, Felix am Tag vor ihrem Abflug zu uns zu bringen.

Da ich einen Beo nur 2mal in Italien aus der Nähe betrachten konnte, hatte ich natürlich viele Fragen in Bezug auf die richtige Pflege.

 

Heike schrieb mir eine lange Mail, in der sie vorher jede Kleinigkeit erläuterte, sodass nichts schief gehen kann.

Kurz vor dem geplanten Termin bekam Felix Ausfluss aus den Nasenlöchern und Heike machte sich größte Sorgen um Felix – Felix war erst vor kurzem in der Geflügelklinik durchgecheckt worden und es hieß, er leide unter Eisenspeicherkrankheit. Nun auch noch Ausfluss. Heike hatte natürlich gleich bei den Ärzten bekannt gegeben, dass Felix zur Urlaubsbetreuung kommen soll und dass dort sowohl Graupapageien, Pennantsittiche als auch Wellensittiche vorhanden seien. Die Ärzte untersuchten Felix gründlich und teilten ihr mit, dass seine Erkrankung nicht ansteckend für die anderen Vögel sei. Die Symptome vergingen dann gottseidank auch schnell. Heike war sehr froh, dass Felix wieder gesund war – ansonsten hätte sie wohl oder übel ihren Urlaub abgesagt.

Endlich war es dann soweit – Felix wurde bei uns abgeliefert. Heike gab uns vorsichtshalber noch den Namen des behandelnden Arztes, die Telefonnummer der Vogelklinik und den Namen des Medikamentes, welches Felix vorher bekommen hatte, falls ein Rückfall eintreten sollte. Ich staunte nicht schlecht – Heike kam mit einer Autoladung an Zubehör - Säfte, Quark, Joghurtdrink, stilles Wasser, Messer, Gabel, Haferflocken, Beoperlen, Bananen...

Felix Käfig stellten wir sogleich auf und die „Hauptperson“ wurde aus dem Transportkäfig gelassen.

Ui, da staunte Felix nicht schlecht – so viele andere Vögel, die noch im Zimmer waren.

Heike zeigte mir sogleich, wie ich die „Beoknödel“ anrühren und wie klein die Weintrauben geschnitten werden sollten, damit Felix diese auch gut fressen kann.

Felix – gar nicht scheu – hüpfte sogleich im Zimmer umher und erkundete die Gegend unter gut hörbarem „Feeeelix, hallo Beo !“

Unsere Graupapageien waren ganz verunsichert: „Was ist das denn für ein schwarzer Vogel, der komisch hüpft und auch noch sprechen kann ?“ Misstrauisch, wie unsere Grauen sind, zog man sich vor dem viel kleineren schwarzen Gesellen zurück – man weiß ja nie, wie der beißen kann...

Nachdem noch einiges erklärt worden war, verabschiedete sich Heike von Felix und fuhr nach Hause - am nächsten Tag sollte es ja auf große Reise gehen.

   

Mein Mann (er ist immer etwas mutiger als ich) ging dann zu Felix hin, hielt ihm die Hand vor den Bauch, wartete, bis er draufstieg, und durfte ihn dann auch gleich kraulen. Er durfte ihn sogar auf den Rücken legen und am Bauch kraulen. Ich war da etwas ängstlicher – sah ich doch den großen orangen und sehr spitzen Schnabel.

 

Zum Schlafengehen machten wir dann Felix Käfig zu – das Risiko, dass er in der Nacht aufgrund der anderen Vögel erschreckt und er sich dann im Zimmer nicht auskennt und womöglich verletzt, wollten wir nicht eingehen.

Am Morgen hörte ich dann schon vom Schlafzimmer aus „Hallo Beo !“ , „Feeeelix“ – unser Gast war also schon wach.

Da machte ich dann gleich den Käfig auf und ging wieder nach oben, um mich zu waschen – „flapp, flapp“ Na, das ist ja toll – Felix, gar nicht scheu, flog doch glatt zu mir, setzte sich auf meinen Kopf und wollte schauen, wo ich denn nun wieder hinwollte. Ich traute mich kaum, mich zu bewegen – wollte ich ja nicht, dass er Angst bekäme – schließlich kannte er mich ja gar nicht. Nachdem ich aber anscheinend nicht interessant genug war, flog er lieber wieder zu seinem Käfig, um sein Gefieder zu putzen. Da Felix auch vor mir keine Angst hatte, wagte ich es dann auch, Felix vorsichtig zu streicheln und dann zu kraulen – er schien es richtig zu genießen – war er solche „Kraulungen“ von Herrchen und Frauchen auch gewohnt.

Wenn Felix nicht gerade die Gegend erkundete oder sich putzte, dann lag er dösend auf seiner Schlafhöhle – sehr ungewöhnlich für mich, wenn ein Vogel so daliegt – solch eine Stellung bei unseren Vögeln würde mich zum Gang zum TA veranlassen – fur den Beo ist es aber eine normale Döshaltung.

Felix sprach sehr viel, sehr deutlich und wenn wir zur Tür reinkamen, wurden wir gleich mit „Schubidubidu!“ und „Hallo Felix!“ begrüßt.

Felix bekam jeden Tag frische Weintrauben, verschiedene Fruchtsäfte und jeden 2. Tag Karottensaft gemischt mit Jogurtdrink. Den Karottensaft hatte er allerdings verschmäht- schließlich gab es ja leckerere Fruchtsäfte.

 

Susa (unser Graupapagei) hatte mir beim „Beoknödelzubereiten“ assistiert: Eine Banane wurde hierfür zerdrückt, Haferflocken dazugegeben, manchmal ein Spritzer Zitrone und dann einen halben Becher Magerquark. Dieses schön vermantschen (richtige Konsistenz hatte mir Heike ja erklärt) und dann ab mit der Pampe in seinen Futternapf.

Susa hatte hierbei ihre Liebe zu den Beoknödeln entdeckt – ihr schmeckte das ebenfalls gut.

Beoperlen und frisches Mineralwasser (Mineralwasser wegen Eisenspeicherkrankheit) gehörten natürlich auch zum täglichen Speiseplan – wobei die Beoperlen nicht gerade der Renner waren – das andere schmeckte einfach zu gut.

 

Freunde von uns hatten Bedenken, als wir sagten, wir wollen einen Beo zu Gast aufnehmen – „Der ist doch so laut.“, „Der macht doch so viel Dreck!“, waren die Argumente.

Felix sprach zwar laut und deutlich, seine Pfiffe waren gut hörbar, aber unter einem lauten Vogel stelle ich mir was anderes vor. Wenn unser Graupapagei Odin wie ein wilder an seiner Schaukel schwingt und sich an einem Seil flügelschlagend im Kreis dreht und vor Freude kreischt, DANN ist das schon eher etwas, wo Nachbarn sich über einen lauten Vogel beschweren könnten. Dreck hat Felix auch keinen gemacht. Vor seinem Käfig war eine abwaschbare durchsichtige Folie angebracht, die Spritzer prima abhielt, und jeden Tag die Zeitung am Boden auswechseln und gegebenenfalls nachwischen ist nun wirklich kein Akt.

Mit den anderen Vögeln gab es keine Berührungspunkte. Die Graupapageien und die Pennantsittiche hielten vor Felix respektvoll Abstand. Die Wellensittiche sind bei uns eh in einem extra Zimmer untergebracht.

Als nach 4 Wochen Heike wiederkam, um ihren Felix abzuholen, fiel der Abschied von Felix schon schwer – hatte man sich doch an das muntere nette Kerlchen schon so gewöhnt.

Eine Woche, nachdem Felix wieder zu Hause war, schrieb mir Heike, dass Felix sein ERSTES EI in seinem Leben gelegt habe!!! Da konnte ich mir doch ein Schmunzeln nicht verkneifen und fragte mal in der Vogelrunde: „Wer war das??“

Felix ist also doch kein Männchen sondern ein Weibchen.

 

Es war eine tolle Erfahrung, mal einen anderen Vogel zu Gast zu haben, ihn kennen lernen zu dürfen – Felix ist jederzeit gerne wieder willkommen und auch andere Urlaubsgäste sind gerne gesehen.

   

 


Mitglied bei der Bannerwelt