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Vogelgeschichten Erscheinungsdatum: Juli 2004
   

Zugeflogen...oder... Wie finde ich ein neues Zuhause?
von Bea

Durch unseren Internet-Tiersuchdienst bekommen wir täglich viele Mails, dass ein Vogel entflogen oder zugeflogen sei. Manchmal klingelt aber auch bei uns das Telefon und ein aufgeregter Vogelhalter oder Finder bittet um Hilfe.

Auch an diesem Freitagmorgen bimmelte das Telefon und eine aufgeregte Frauenstimme sagte: "Uns ist ein Papagei zugeflogen, was machen wir nun? Den Vogel können wir nicht behalten und ins Tierheim soll er auch nicht!"

Ein Blick meines Mannes genügte und er sagte: "Wir kommen und holen den Vogel ab."

Also, schnell nach einer geeigneten Transportbox gesucht und ab ins Auto.

Nach kurzer Autofahrt erreichten wir das Haus der Finderin und wurden auch herzlich empfangen. Man führte uns in die Küche und dort saß in einem kleinen eiligst besorgten Käfig eine ausgewachsene Blaustirnamazone und mümmelte genüsslich einige Sonnenblumenkerne. Die Amazone war überhaupt nicht ängstlich und beäugte ihre Umgebung neugierig.

Nun standen wir aber vor einem Problem: Wie den großen Vogel in die Transportbox bekommen? Die Finderin meinte, wir sollten den Käfig einfach mitnehmen und irgendwann, wenn wir mal wieder in der Nähe seien, vorbeibringen. Gesagt getan, wir nahmen den Käfig samt Amazone mit. Während der Fahrt nach Hause überlegten wir, in welchem Käfig wir die Amazone unterbringen wollten.

Alle unsere Volieren waren besetzt, also musste eine neue aufgebaut werden. Wie gut, dass man Freunde hat, die sich mit großen Papageien auskennen und immer zur Stelle sind und helfen. Also telefonierte mein Mann während der Autofahrt mit unseren Freunden. Zu Hause angekommen wartete unser Freund schon auf uns.

Den Transportkäfig mit der Amazone stellten wir erst einmal in der Küche auf dem Tisch ab, damit unser Hund nicht an die Amazone konnte. Schnell hatten Patrick und Roland die Voliere aufgebaut. Aber wie nun die Amazone aus dem Käfig in die Voliere bringen? Roland meinte dann, wir sollten einfach den Boden des Käfigs abmachen und den Käfig langsam in der Voliere umdrehen, dann könnte die Amazone rausklettern. Gesagt getan, die Amazone kletterte auch schnell aus dem kleinen Käfig und setzte sich auf einen hoch angebrachten Ast.

Da saß sie nun und schaute uns mit ihren schönen traurigen Augen an. Wir hatten uns dann etwas von ihr weggestellt und sie beobachtet. Nach einiger Zeit machte sie sich erst einmal über das Papageienfutter her. Sie hatte eine lange Zeit vor dem Futternapf gesessen und gefuttert. Danach kletterte sie wieder auf den höher angebrachten Ast und begann sich zu putzen.

Tja, was nun? Es ist schon ein Unterschied, ob man am Telefon Ratschläge gibt oder ob man nun selber vor einem echten zugeflogenen Vogel steht.

Was tun wir zuerst? Wo melden wir den Vogel? Was machen wir, wenn sich keiner meldet?

Alles Fragen, die uns nervös machten.

Zunächst hatten wir auf die Schnelle ein Suchplakat erstellt. Natürlich musste dafür unser Findelkind fotografiert werden. Sie ließ dies auch bereitwillig über sich ergehen. Es schien, als würde sie wissen, dass das Ding ihr nichts tut, so blieb sie ruhig auf ihrem Ast sitzen.

   

Wir hatten dann das Foto mit den Angaben, wo und wann die Blaustirnamazone zugeflogen war, genommen und fuhren die umliegenden Tierheime, Tierarztpraxen, Polizeiwachen und die Feuerwehren ab. Leider war aber bei keinem die Amazone als vermisst gemeldet worden. Zum guten Schluss hatten wir dann noch die für unsere Stadt zuständige Untere Naturschutzbehörde kontaktiert. Dort wollte man natürlich, dass wir die Amazone ins Tierheim bringen. Dies hatten wir aber abgelehnt mit der Begründung, dass dem Papagei ein erneuter Umzug in eine erneut fremde Umgebung nicht zugemutet werden könne. Uns wurde aber nahegelegt, den Fund des Vogels noch schriftlich einzureichen. Dies machten wir auch im Laufe der Woche. Wir bekamen dann einige Wochen später ein Schreiben der Unteren Naturschutzbehörde, dass der von uns als zugeflogen gemeldete Papagei von Amts wegen beschlagnahmt worden wäre, aber dass der Vogel in unserer Obhut verbleiben könnte.

In der Zwischenzeit hatte sich unsere Amazone gut eingelebt, sie futterte gut und verriet uns auch ihren Namen. Sie begann eines Tages zu reden und sagte immer wieder: Co-ra, Co-ra.

   

Cora beim Teppichlaufen

Cora beim Ballspielen

   

Nun wussten wir wenigstens, wie sie hieß. Leider hatte sich bis dahin niemand nach ihr erkundigt. Daher beschlossen wir, der unteren Naturschutzbehörde mitzuteilen, dass wir die Amazone gerne behalten würden und uns natürlich auch um einen artgerechten Partnervogel kümmern würden.

Wiederum bekamen wir auf unser Schreiben einige Wochen später mitgeteilt, dass wir uns um eine nachträgliche Beringung der Amazone bemühen sollten. Cora hatte keinen Ring um, was natürlich die Suche nach dem Halter enorm erschwerte.

Mit dem Schreiben der Behörde bestellten wir beim ZZF einen offenen Ring, den wir auch nach einigen Tagen erhielten.

Nun hatten wir aber wieder ein Problem: Wie den Ring an den Fuß von Cora anbringen? Aber wofür hat man denn papageienerfahrene Freunde? Wiederum hatte uns Roland geholfen. Er hatte keine Mühe, Cora mit einem dicken Badetuch einzufangen, und Patrick legte ihr den Ring um.

Cora hatte natürlich versucht sich zu wehren, aber zwecklos, der Ring musste an den Papagei. Sie hatte auch eine Zeit lang versucht den Ring abzubekommen, merkte aber schnell, dass dies nicht geht.

Mittlerweile war Cora nun schon 4 Monate bei uns und wurde immer zutraulicher. Sie ließ sich schon anfassen und genoss die abendlichen Streicheleinheiten, wenn sie Freiflug hatte.

Auch unseren Hund akzeptierte sie rasch, sie hat auch schnell gelernt, dass es sich gut anhört, wenn eine Amazone gemeinsam mit einem Hund im Duett bellt.

Nach einigen Wochen meldete sich die Sachbearbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde an. Wir waren reichlich nervös, aber der Besuch brachte positive Nachrichten mit: Cora wurde uns übereignet.

Jetzt konnten wir uns endlich auf die Suche nach einem Partnervogel machen. Durch Zufall erfuhren wir, dass ganz in unserer Nähe ein Amazonenzüchter wohnt. Dort hatten wir dann Rico, einen 15jährigen Wildfang, der seine Partnerin verloren hatte, für Cora gekauft.

 

Rico beim Inspizieren seiner Voliere

 

Die ersten gemeinsamen Freiflüge waren nicht so positiv. Wir dachten schon, wir hätten einen Fehler gemacht, dass wir Rico gekauft hatten. Aber in der Zwischenzeit verstehen sich die beiden recht gut. Sie machen vieles zur gleichen Zeit und auch der gemeinsame Freiflug ist viel harmonischer geworden. Wir hoffen natürlich, dass wir Cora und Rico bald in eine gemeinsame Voliere umsiedeln können.

 

   

Rico (links) und Cora beim gegenseitigen Imponieren

So nah waren sich die beiden noch nie. Cora war das wohl noch ein wenig unheimlich. Sie rutschte immer weiter bis zum Ende der Tür. Als sie merkte, dass es nicht weiterging, suchte sie bei mir Schutz.

Hier sucht Cora bei mir Schutz
vor dem aufdringlichen Rico

 

Wir lieben unsere grünen Flugmonster und, auch wenn sich jetzt der frühere Halter von Cora melden würde, wir geben sie nie wieder her!

 

 


 


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