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Vogelzucht Erscheinungsdatum: Oktober 2004

Beobaby Hannah
von Tatjana Balser

Charly2 (links) und Samy

Angefangen hatte alles mit Samy, den ich vor etwa 8 Jahren auf einer Geflügelbörse kaufte. Der damals etwa zweijährige Vogel hatte sofort mein Herz erobert, obwohl er eigentlich nur sehr wenig spricht. Samy ist anderen Menschen gegenüber sehr aggressiv, lässt sich nur von mir füttern und greift auch mal andere Personen an. Etwa ein halbes Jahr später überlegten wir uns, dass Samy einen Partner braucht und kauften einen Beo aus zweiter Hand. Als Tony zu uns kam, Alter und Geschlecht unbekannt, bewohnte Samy eine große Voliere im Garten. Nachdem die beiden sich vom Sehen kannten und in einem neutralen Käfig zusammen kamen, griffen sie sich sofort an und alle weiteren Versuche, die beiden zusammenzubringen scheiterten. Schweren Herzens gaben wir Tony an einen Tierpark, wo er heute noch mit anderen Beos friedlich zusammen lebt.

 

Kurze Zeit später sahen wir uns wieder einen Beo aus zweiter Hand an und so kam Charly zu uns. Der etwa zwei Jahre alte Vogel verstand sich auch gleich sehr gut mit Samy. Die beiden Vögel waren dann im Sommer zusammen in einer Voliere und irgendwann im Juli hatten wir das erste Ei im Schlafhaus. Die Freude war natürlich groß. Am nächsten Tag waren es dann zwei, wobei eins der Eier schon einen Riss hatte. Beide Vögel sind ins Haus geflogen und wir konnten nicht feststellen, wer nun die Eier gelegt hatte. Später lagen die Eier zerbrochen auf dem Boden. Im nächsten Jahr hatte sich das dann wiederholt, nur waren es 7 Eier, die wir auf dem Boden fanden. Samy warf alle Eier aus dem Nest. Ich ging davon aus, dass Samy und Charly zwei weibliche Vögel sind.

Vor drei Jahren kauften wir uns dann endlich ein eigenes Haus und hatten die Möglichkeit, für unsere Beos einen eigenen Raum umzubauen, der groß genug zum Fliegen ist. Nun kam Ricko zu uns, ein großer Beo, Alter und Geschlecht unbekannt. Er wurde abgegeben, weil er unheimlich laut war. Ich hatte zuerst Bedenken, ob sich zwei Mittelbeos mit einem großen Beo vertragen würden, aber das hat sehr gut geklappt. Beoeier gab es in jedem Jahr, wurden aber immer von Samy aus dem Schlafhaus geworfen. Eigentlich war für mich damit das Thema Beonachwuchs beendet.

Als ich im Mai diesen Jahres einen Hobbymarkt besuchte, sah ich dort auch einen Beo. Der Verkäufer erzählte mir dann, dass der Vogel schon älter und ganz sicher ein Hahn sei, angeblich mit Federanalyse vom Tierarzt. Also dachte ich mir, vier Beos sind besser als drei und so kam dann Charly2 zu uns.

Dort auf dem Hobbymarkt fand ich dann auch noch einen ausgehöhlten Baumstamm mit Deckel. Als wir dann Charly2 zum ersten Mal zu den anderen setzten, musste ich mit großer Verwunderung feststellen, dass der Neue gleich das Kommando übernahm. Selbst der eher forsche Samy ordnete sich gleich unter. Bis auf kleine Rangeleien haben sich alle vier gut vertragen.

Von meinem Baumstamm, den ich mitgebracht hatte, wollten aber alle nichts wissen. Deshalb war ich sehr erstaunt, als am 3.Juli das erste Ei darin lag. Ich konnte dann beobachten, dass sowohl Samy als auch Charly2 sich mehrmals am Tag darin aufhielten. Den Stamm hatte ich zuvor mit Heu ausgelegt und die beiden legten nur noch ein paar Federn dazu. Am 4.Juli waren es dann zwei Eier und die Vögel wechselten sich beim Brüten ab, sobald man aber an der Tür stand, waren beide Vögel da.

Nach etwa vier Tagen wurde Charly2 sehr aggressiv und verjagte Ricko und Charly und wir mussten die zwei rausnehmen. Als ich die Eier ans Licht hielt, konnte man sehen, dass eins der Eier befruchtet war, und die Freude war natürlich groß. Wir hatten also endlich ein Paar. Da beide Vögel immer draußen waren, wenn sich einer von uns sehen ließ, erledigte ich nur die nötigsten Arbeiten und ging dann schnell wieder raus. Ich hatte gelesen, dass die Brutdauer bei zwei Wochen liegt, und als Sonntag, der 18. Juli, verging und nichts passierte, war ich natürlich enttäuscht..

Am Montag ging ich morgens um acht zum Füttern raus und da lag ein Baby, noch halb im Ei, es war so winzig klein. Ich wusste überhaupt nicht, was ich jetzt machen sollte. Meine größte Angst war, dass Samy dem Baby irgendetwas antut. Ich hatte mal gesehen, wie Samy in der Voliere eine kleine Maus fing und die solange in den Wassernapf tauchte, bis sie tot war. Also hatte ich aus der Entfernung erst mal geschaut, wie sie sich verhielten. Charly2 verbrachte die meiste Zeit im Nest und wenn sie zum Fressen heraus kam, ging Samy rein. Ich zog dann erst mal los und kaufte jede Menge Mehlwürmer und suchte die Gegend nach Ameiseneiern ab, aber damit konnten beide Vögel überhaupt nichts anfangen. Ich bot meinen Vögeln vorher nämlich nie Lebendfutter an und auch der Neue rührte die Würmer nicht an. Ich konnte dann beobachten, dass beide Elterntiere rein- und rausflogen, aber keiner hatte gefüttert.

Also überlegte ich, was ich tun kann. Nachmittags ging ich mal rein und sah mir das Vögelchen an. Als ich den Deckel aufmachte, ging schon gleich der Schnabel auf. Das Baby hatte eindeutig Hunger und ich musste irgendetwas tun. Zuerst brauchte ich mal eine geeignete Pinzette, die ich zum Glück im Badezimmer fand. Einige gehäutete Würmer schnitt ich durch, weil die mir doch recht groß aussahen, und mischte diese mit Ameiseneiern, die es zum Glück in großen Massen gab, und mit Vitamintropfen.

Das alles gab ich in eine Schale und dann bin ich rein. Vorher setzte ich mir noch eine Baseballkappe mit Schild nach hinten auf, hatte nämlich am Morgen schon einen heftigen Angriff von Charly2, der sich total in meinen Haaren verfangen und festgebissen hatte. Sehr angriffslustig die Mama.

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Bin dann also rein und holte das Baby aus dem Baumstamm. So etwas Winziges mit einem viel zu schweren Kopf, den es nur sehr kurz hochhalten konnte.

Zum Glück hat es den Schnabel weit aufgerissen, als Charly2 seinen Lieblingsnamen rief, nämlich: Hannah. So kam unser Baby seinen Namen.

Hatte dann ein Stück vom Wurm mit der Pinzette in den Schnabel geschoben und sie schluckte ihn auch gleich. Die Ameiseneier waren zum Glück durch die Vitamine etwas zusammengeklebt und man konnte sie dadurch sehr gut füttern.

Beobaby, 4 Tage

4 Tage alt

Sie hatte bei ihrer ersten Mahlzeit schon einiges verdrückt und öffnete den Schnabel nicht mehr, weil sie anscheinend satt war. Wasser gab ich ihr ein paar Tröpfchen mit der Pinzette und legte die Kleine dann wieder ins Nest.

Jetzt war erst mal wieder Beobachten angesagt. Was machen die Eltern? Ich hatte mich eigentlich schon darauf eingestellt, dass Hannah mit ins Haus muss, und freute mich natürlich sehr, als Charly2 gleich wieder ins Nest ging und auch dort blieb.

Beobaby, 4 Tage

4 Tage alt

Ich hatte in einem Buch über Beos gelesen, dass man in den ersten Tagen alle zwei Stunden füttern muss, auch nachts. Jetzt musste ich mir überlegen, wie man das anstellt. Ich hatte große Angst, wenn ich nachts Licht anmache und es später wieder ausmachen muss, dass Charly2 sich dann nicht mehr aufs Nest setzen würde. Deshalb hatte ich die letzte Fütterung so gegen halb zehn am Abend gemacht und ging morgens um fünf das erste Mal rein. Hannah sah auch ganz fit aus am nächsten Morgen und die freilebenden Vögel füttern in der Nacht ja auch nicht.

Trotzdem begann jetzt eine sehr stressige Zeit für mich, in der sich alles nur um das Beobaby drehte.

Zuerst zog ich mal los und kaufte kleinere Mehlwürmer, weil das Zerschneiden schon eklig ist. Dann hatte ich festgestellt, dass man auch sehr viele braucht, denn in zwei Stunden hatten sich nur ein paar wenige gehäutet.

Auch die Ameisen in unserem Garten hatten ihre Eier in Sicherheit gebracht und ich musste viel laufen und suchen, bis ich ausreichend Futter zusammen hatte.

Hannah hatte an ihrem zweiten Lebenstag schon einen großen Appetit. Die Eltern hatten mich beim Füttern beobachtet und gelegentlich auch mal angegriffen, aber eigentlich waren beide recht friedlich.

Unglücklicherweise waren wir gerade mitten in der Heuernte, die in diesem Jahr sowieso schon sehr spät angefangen hatte, und es war für alle Beteiligten dann immer furchtbar, wenn ich alle zwei Stunden alles stehen und liegen lassen musste, um nach Hause zu fahren und das Baby zu füttern!

 

Zum Glück hatte sich das Baby sehr gut entwickelt und man konnte richtig zusehen, wie es wächst. Am vierten Tag verschlang Hannah dann bei jeder Mahlzeit Unmengen an Würmern und wir waren ständig auf Futtersuche. Das zweite Ei hatte ich am vierten Tag rausgenommen.

Am sechsten Lebenstag fütterte ich dann auch schon etwas Obst zu. Klein geschnittene Kiwi und Orange nahm sie sehr gerne an. Jetzt konnte man auch schon die Federn als schwarze Punkte erkennen und es war schon erstaunlich, wie schnell sich so ein kleiner Vogel entwickelt.

 

Beobaby, 6 Tage

6 Tage alt

Am neunten Tag hatte sie die Augen geöffnet und es wurde etwas schwieriger mit dem Füttern. Sie öffnete nicht mehr so bereitwillig den Schnabel und war etwas ängstlich.

Zum Glück aber sperrte sie immer noch, wenn man Hannah rief, doch ich musste mir schon Mühe geben, dass es sich wie Charlys Ruf anhörte.

Am zehnten Tag sah und hörte ich zum ersten Mal, dass Samy mit einem Wurm im Schnabel ins Nest flog und Hannah ihre Bettellaute von sich gab. Als er dann ohne Wurm wieder rauskam, war die Freude groß. Angeregt durch das laute Rufen hatte er endlich seine Rolle als fütternder Vater übernommen.

Ich reduzierte daraufhin meine Fütterungen etwas und Samy übernahm. Charly hatte ich auch gelegentlich mit Futter reinfliegen sehen, aber den größten Teil übernahm Samy.

 

 

Beobaby, 7 Tage

7 Tage alt

Beobaby, 11 Tage

11 Tage alt

Jetzt hatte Hannah schon richtige Federstoppeln und man konnte schon erkennen, dass sie ein Beo wird. Samy fütterte ab Ende zweiter Woche auch schon Beoperlen und Weichfutter, auch gekochtes Ei und Katzenfutter aus der Dose, welches ich anbot, wurde verfüttert.

Hannah entwickelte sich wirklich sehr schnell und wir waren erstaunt, wie aus so einem kleinen, nackten Vögelchen in so kurzer Zeit ein richtiger Vogel wird.

Mit etwa 21 Tagen war sie dann schon so groß, dass sie aus dem Loch im Baumstamm rausschauen konnte. Samy fütterte jetzt von außen und flog nicht mehr so oft rein. Charly2 machte in dieser Zeit eigentlich sehr wenig und saß nur noch nachts auf dem Nest.

2 Wochen alt

   

Beoküken, 3 Wochen

3 Wochen alt

Beoküken, 4 Wochen

fast 4 Wochen alt

Als Hannah fast 4 Wochen alt war, saß sie morgens zum ersten Mal auf dem Boden und ich musste sie wieder ins Nest bringen. Sie war und ist heute immer noch sehr scheu und ängstlich.

Mit vier Wochen unternahm sie ihre ersten Flugversuche und das klappte auch schon ganz gut. Ein paar Tage später konnte man sie schon beim Fressen beobachten. Aber auch heute noch, fast zehn Wochen alt, bettelt sie gelegentlich Samy an.

Hannah, 5 Wochen alt

Hannah erkundet die Wohnung

Hannah und Samy sind jetzt seit einer Woche im Haus untergebracht, damit Hannah etwas ihre Scheu verliert. Sie ist so ängstlich und hat Angst vor allem und jedem und es wird wohl eine Weile dauern, bis sie sich ans Haus gewöhnt hat. Sie probiert auch schon ihre Stimme aus und macht die tollsten Töne. Wenn sie etwas zutraulicher geworden ist, dann kommen alle wieder nach draußen ins Vogelzimmer.

 

4 Beos

Charly, Charly2, Samy und Hannah

   

Ricko haben wir mittlerweile im Tierpark Klosterwald in Lich abgegeben. Dort kann man ihn mit einem anderen großen Beo zusammen bewundern. Die beiden Charlys sind im Moment draußen und vertragen sich sehr gut und ich denke, dass es keine Probleme geben wird, alle vier wieder zusammen zu setzen. Vielleicht wird es im nächsten Jahr Probleme geben, wenn die Brutzeit beginnt, aber wir haben ja jetzt etwas Zeit für einen neuen Anbau. Bleibt nur zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr wieder klappt mit dem Nachwuchs.

Zum Schluss noch ein paar Empfehlungen für andere Beobesitzer, die auch auf Nachwuchs warten. Ich denke, dass Samy der Hahn ist und die beiden Charlys jeweils die Eier gelegt haben. Möchte es aber nicht beschwören, weil ja Charly2 eigentlich männlich sein soll. Man braucht einfach etwas Glück bei der Partnerwahl.

Dass die Eier vorher immer zerstört wurden, liegt sicher an den falschen Nistkästen. Samy fliegt immer sehr hektisch in die Häuser rein und selbst wenn man viel Heu hineinlegt, schlagen die Eier schnell mal am Rand an. In einem ausgehöhlten Baumstamm kann das nicht so leicht passieren, weil die Eier in einer Mulde liegen. Meine persönliche Meinung ist, dass die Brut ohne Baumstamm nicht geklappt hätte, und ich kann jedem Beobesitzer nur raten, sich einen zuzulegen. Der Baumstamm hat übrigens nur 15 Euro gekostet, also eine eigentlich sehr günstige Anschaffung, die sich lohnt. Auch nach der Brut nutzten sie den Stamm zum Schlafen und ich habe mir schon einen zweiten zugelegt.

So ich hoffe, ich kann im nächsten Jahr wieder über neuen Beonachwuchs berichten.

Eure Tatti

 

 

 


 


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