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Die chinesische Zwergwachtel

von Richard Blach

 Die chinesische Zwergwachtel (Coturnix chinensis chinensis) gilt als kleinster Hühnervogel der Welt. Als Hühnervogel ist dieser kleine Asiat auf jeden Fall zu identifizieren, denn er besitzt alle Merkmale eines Angehörigen der Galliformes (Hühnervögel): Kräftige Läufe, die zum Scharren und Laufen sehr geeignet sind; runde, nicht besonders fluggeeignete Flügel und einen kleinen, spitzen Schnabel, durch den die Nahrung unzerkaut und unenthülst in den Kropf gelangt.

Diese kleine Wachtel ist schon seit mehreren Jahrhunderten im asiatischen Raum domestiziert, sie wurde z.B. von chinesischen Mandarins als Handwärmer in den Taschen getragen.

Immer mehr der possierlichen Tierchen finden seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch den Weg in europäische Volieren und Käfige, hauptsächlich als Bodenbesatz, um den ungenützten Raum auszufüllen. Nebenher haben sie auch noch die nützliche Angewohnheit, die fallengelassene Nahrung ihrer fliegenden Mitbewohner zu verzehren, und sich hauptsächlich davon zu ernähren. Man sollte ihnen aber auch Obst, Grünfutter und lebende Insekten wie Mehlwürmer, Regenwürmer, Heimchen und Wiesenplankton zur Verfügung stellen.

Haltung in Gemeinschaftsvolieren

Die chinesische Zwergwachtel lässt sich mit nahezu jedem baumbewohnenden Vogel vergesellschaften, selbst mit großen Papageien, meist werden sie aber mit Exoten, Sittichen oder Kanarien gehalten. Man sollte darauf achten, dass immer genügend Versteckmöglichkeiten am Boden vorhanden sind, damit sich die Wachteln sicher fühlen können.

Normalerweise gibt es kaum Probleme zwischen den unterschiedlichen Arten, obwohl der Wachtelhahn teilweise aggressiv auf "Eindringlinge von Oben" reagiert, besonders wenn er sein brütendes Weibchen verteidigt, wobei es allerdings sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Vogel verletzt wird. Mehr Vorsicht muss man aber bei einem Paar walten lassen, das gerade Jungtiere führt. Besonders die Henne reagiert nämlich auf echte oder vermeintliche Bedrohung durch andere Tiere sehr aggressiv, und kann mit kräftigen Fußtritten und ihrem spitzen Schnabel besonders kleinen Vögeln, wie z.B. Zebrafinken recht gefährlich werden. Da die unterlegenen "Eindringlinge" aber meist sehr schnell fliehen, kommt es nur äußerst selten zu solchen Eskalationen

Hahn, wildfarben

 

Henne, silber

 

Henne, wildfarben

 

Nicht zu raten ist die Vergesellschaftung mit größeren Hühnervögeln, wie Fasanen, Pfauen oder großen Wachtelarten und das Zusammensetzen von zwei oder mehr Männchen auf zu engem Raum, da Zwergwachteln ihr angestammtes Revier verteidigen.

Der Ruf des Zwergwachtelhahns ist nicht so laut, wie der seiner größeren Vettern (europäische Wachtel, Japanwachtel, Virginiawachtel ...), und fällt daher auch in der Wohnung nicht unangenehm auf. Hält man mehrere Hähne in angrenzenden Volieren lässt sich der Ruf weitaus öfter hören, ist aber nach wie vor nicht allzu aufdringlich. Zu bedenken ist auch, dass Zwergwachteln immer ziemlich schreckhaft bleiben, und bei gröberen Störungen sofort auffliegen, wobei sie sich schwere Schädelverletzungen zuziehen können. Deshalb ist es ratsam den Wachteln jeweils einen Flügel zu beschneiden, sodass sie nicht mehr die enorme Höhe von 6 Metern aus dem Stand erreichen, sondern nur noch 50 cm hoch springen können, was die Verletzungsgefahr in höheren Volieren ausschließt.
In niedrigen Volieren (bis 1m Höhe) sollte man die Decke mit Schaumgummi auskleiden, damit sich die Tiere beim Auffliegen nicht den Schädel einschlagen.

Zucht

Die Zucht der Zwergwachtel gilt an sich als nicht allzu schwierig, es gibt aber immer wieder Stolpersteine, die einem die angehenden Wachteleltern in den Weg legen. Das Wichtigste bei der Zucht ist ein optimales Raumverhältnis, was sich weniger auf die Größe des Raumes, sondern mehr auf dessen Einrichtung bezieht.

Vielfach wird erzählt, dass Hennen aus Kunstbrut ihren Bruttrieb verloren hätten, was aber nur äußerst selten zutrifft, da dieser Fall nur in generationenlanger Kunstbrut auftritt. Die Art der Aufzucht der Henne spielt also in der Regel keine Rolle, man kann sowohl eine gute Mutter aus Kunstbrut erwischen, als auch eine schlechte Mutterwachtel aus Naturbrut.

   

Brüten

Viele Versteckmöglichkeiten sind unumgänglich, um der Henne ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, was grundlegend für eine erfolgreiche Brut ist. Am Besten schichtet man benadelten Reisig in "Indianerzelt-Form" auf, oder türmt große Steine so auf, dass Unterschlüpfe entstehen. Auch getrocknetes Gras ist in Haufenform recht nützlich und wir gerne angenommen.

Der Kreativität ist beim Versteckbau keine Grenzen gesetzt. Schlechte Erfahrungen habe ich mit kleinen Holzhäuschen gemacht, die im Grunde nur teuer waren, aber unnütz, da die Zwerge sie nicht benützten, sondern lieber auf die "natürlichen" Versteckmöglichkeiten auswichen.

 

Wenn das Wachtelpaar gut harmoniert, wird es nicht lange dauern, bis die Henne beginnt die ersten Eier zu legen. Das muss allerdings noch kein Hinweis auf eine beginnende Brutlust sein, da Hennen auch ohne Hahn bis zu 350 Eier im Jahr legen.

Errichtet die Henne aber ein kleines Nest in einem Versteck ist schon viel geschafft. Viele Hennen legen ihre Eier irgendwo in der Voliere ab, und rollen sie später zu einem Gelege zusammen, während andere wiederum gleich ins Nest legen.

Sobald das Gelege vollständig ist (4-15 Eier) und die Umstände passen wird die Henne zu brüten beginnen. Man sollte zur Zucht das eiweißhaltige Futter (Eifutter, Insekten) stark reduzieren oder ganz weglassen, da dieses Futter den Paarungstrieb der Henne so anregt, dass sie oft vorzeitig das Gelege verlässt. Auch ein besonders treibender Hahn kann zu einem vorzeitigen Verlassen des Geleges führen, in diesem Falle sollte der Hahn bei Brutbeginn aus der Voliere genommen werden, und der Henne die Jungenaufzucht alleine überlassen werden.

Sollte bei der Brut alles gut gehen, so sollten nach 14-18 Tagen die ersten hummelgroßen Küken schlüpfen, die schon am zweiten Tag als Nestflüchter mit der Futtersuche im Schutz der Henne beginnen. Normalerweise beteiligen sich beide Elternteile an der Aufzucht der Jungen, es kommt aber auch vor, dass der Hahn die Jungen hackt, was wiederum zur Separierung des Hahnes führen muss.

Die Jungtiere sind sehr schnellwüchsig und sind mit 5 Wochen schon vollständig befiedert und unabhängig von den Eltern.

   

 

Küken

Hudern

   
Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurden viele Farbvarianten aus der ursprünglichen Wildform herausgezüchtet, die bekannteren davon sind Silber, Zimt, Geperlt, Weiß, Schecke, Blaugesicht, Rotbrust und vielerlei Kombinationen aus diesen.

Leider machen sich immer wenige Züchter die Mühe, ihre Wachteln selbst brüten und aufziehen zu lassen, und brüten die Eier im Inkubator aus, um eine möglichst große Ausbeute an Küken zu erhalten. Leider geht damit, wenn diese Form der Aufzucht über Generationen hinweg eingesetzt wird, der natürliche Bruttrieb der Tiere verloren, und es ist somit nicht mehr möglich, die Wachteln auf natürlichem Wege zu vermehren.

Deshalb plädiere ich für eine naturgemäße Haltung und Zucht dieser possierlichen Hühner.

   
 

 
 


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