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   Greifvögel, Greifvogelschutz
und Falknerei

von Andreas Rudat

Als erstes möchte ich die Frage in den Raum stellen: "Wer kennt einen Greifvogel und dessen Lebensweise?"

Lassen Sie mich die Lebensweise der Greifvögel anhand des Wanderfalken (Falco peregrinus peregrinus) erklären. Den Wanderfalken wähle ich, weil dieser auch für die Falknerei eingesetzt wird, auf die ich später noch kommen werde.

Der Wanderfalke ist der wahre König der Lüfte, denn er jagt fast ausschließlich fliegende Beute. Verbreitet ist der Wanderfalke auf fast allen Kontinenten, man redet hier also von einem Kosmopoliten. Diese Falken entwickelten, abhängig von ihrem Verbreitungsgebiet, unterschiedliche Merkmale in Größe und Aussehen aus. Unseren einheimischen Wanderfalken kann man hier als Europäer, in fast der Mitte der Wanderfalken einordnen, so ist es nicht der größte Wanderfalke aber auch nicht der Kleinste.

Andreas Rudat mit Wanderfalke (Weibchen)

Seine Beute reicht vom Sperling bis hin zu entengroßen Vögeln, wobei hier die geschlechtlichen Merkmale eine große Rolle spielen. Bei Falken, oder bei fast allen Greifvögeln, ist das Männchen um einiges kleiner als das Weibchen. Hierbei hat sich die Natur auch etwas gedacht und eine Arbeitsteilung besonders bei der Brut und Jungenaufzucht berücksichtigt. So kümmert sich das größere Weibchen fast ausschließlich um die Brut und um die Jungvögel und ist aufgrund seiner Körpergröße besser in der Lage, den Horst zu verteidigen als der Terzel (Männchen).

Das Männchen hingegen ist für die Versorgung der Familie mit Nahrung zuständig. Es ist wegen seiner geringeren Größe gewandter bei der Jagd, dabei steht ihm Beute von Sperlings- bis zu Taubengröße zur Verfügung.

Taubengröße, dieses Wort, oder sagen wir einmal, die Tauben sind den Wanderfalken auch schon zum Verhängnis geworden. So wurden die Wanderfalken von den Taubenzüchtern schon immer als Feinde angesehen , denn hier besteht immer noch die Meinung, dass der Luftraum den Brieftauben gehört. So stellten auch die Taubenzüchter den Wanderfalken nach.

Wobei ich hier auch gleich etwas Wichtiges anschneiden möchte: Der Wanderfalke steht in Deutschland unter strengsten Naturschutz, denn man kann sagen, dass dieser schöne Falke bis noch vor ca. 15 - 20 Jahren in Deutschland vom Aussterben bedroht war.

Hierfür gab es mehrere Faktoren, so war der größte Feind des Wanderfalken die Landwirtschaft. Als Spezialist befindet sich der Wanderfalke am Ende der Nahrungskette und somit nahm er durch seine Beutetiere auch sämtliche chemischen Stoffe (z. B. DDT), die für die Düngung und Schädlingsbekämpfung der Felder einsetzt wurden, zu sich. Die chemischen Stoffe griffen den Stoffwechsel an und bewirkten, dass der Wanderfalke zwar noch immer Eier legte, diese jedoch zu dünnschalig waren und durch die Elterntiere zertreten wurden. In den 70er und 80er Jahren setzten sich Naturschutzverbände für ein Verbot dieser Chemikalien ein. In manchen Entwicklungsländern kann man auf Grund von der Armut auch heute noch nicht auf DDT verzichten, so dass hier immer noch sehr viele Vögel bedroht sind.

 

Jetzt hat sich der Bestand der Wanderfalken wieder erholt und sogar den Stand vor 1960 übertroffen. Dies ist darauf zurück zu führen, dass sich Naturschützer sowie Falkner für den Erhalt dieser doch wunderbaren Vögel einsetzten und es immer noch tun.

Auch wenn es viele nicht wahrhaben möchten, so ist dieser Erfolg zum größten Teil den Falknern zu verdanken. Auch der Falkner hatte sich in der Vergangenheit am Gabentisch der Natur bedient und somit so manche Brut für die Falknerei ausgehorstet. Dies möchte auch keiner abstreiten, doch können in der jetzigen Zeit die Falkner auf Nachzuchten zurückgreifen. So wurde auch der Wanderfalke wieder in Deutschland angesiedelt, wozu hauptsächlich die Falkner, die ja doch noch im Besitz dieser Vögel waren, beitrugen.

So war es ein Falkner, dem es gelungen war, Wanderfalken in Gefangenschaft nachzuzüchten. Hierbei handelt es sich um den Falkner Renz Waller. Im Verlaufe der Zeit wurden immer mehr Wanderfalken, aber auch andere Greifvögel, nachgezüchtet, so dass es möglich wurde, Vögel für Auswilderungsprojekte zur Verfügung zu stellen. Auch heute werden noch Wanderfalken ausgewildert, hierbei hat sich die Arbeit auf den nördlichen Teil von Deutschland konzentriert, den so genannten Baumbrüterbestand.

Eins möchte ich hier aber nochmals betonen, die Wanderfalken wurden nicht von NABU oder der Wanderfalkenschutz AG zur Auswilderung zur Verfügung gestellt, sondern von Falknern. An dieser Stelle sei auch einmal ein Verband genannt, der hierbei eine große Rolle spielt, es ist der DFO (Deutscher Falken Orden). Durch den persönlichen Einsatz von Prof. Dr. Chr. Saar (auch ein passionierter Falkner), wurden immer wieder Wanderfalken zur Verfügung gestellt und auch erfolgreich ausgewildert. Somit ist die Falknerei, mit all ihrem Wissen über die Greifvögel, auch ein wichtiger Bestandteil des aktiven Greifvogelschutzes. Dieses sollten sich einmal alle Gegner der Falknerei vor Augen halten und nicht die Falkner und ihr Hobby in eine Nische schieben.

Kommen wir nun wieder zu den Wanderfalken zurück, dort wollte ich doch die Lebensweise eines Greifvogels erklären. Der Wanderfalke hat einen Namen, welcher einen schon stutzig macht. Wieso Wanderfalke? Dazu hatte ich eingangs schon eine Erklärung abgegeben, der Wanderfalke ist der Kosmopolit der Greifvögel, er ist über fast alle Kontinente verbreitet.

Wanderfalke, weiblich

Wanderfalke, weiblich
Wanderfalke, weiblich
Wanderfalke, weiblich

Auch wäre mir dieser Falke bestimmt böse, wenn ich ihn nicht als schnellstes Tier bezeichnen würde, kann er doch im Sturz- oder Stoßflug bis zu 360 km/h schnell werden, manche reden sogar von einer Geschwindigkeit bis zu 380 km/h. Dieses ist auch eine Erklärung dafür, warum der Wanderfalke fast nur fliegende Beute greifen kann. Er würde sonst bei der hohen Geschwindigkeit am Boden zerschellen.

Den Jagdflug eines Wanderfalken muss man sich wie folgt vorstellen. Der Falke versucht immer, die Beute zu überfliegen, das bedeutet er ist dabei bemüht, in eine sehr große Höhe aufzusteigen, um dann mit angelegten Flügeln auf die Beute zu stoßen. Trifft er auf die Beute, hat der Wanderfalke noch eine solch hohe Geschwindigkeit drauf, dass er sie nur anschlagen kann und somit ist die Beute noch nicht in seinem Besitz. Er nutzt den noch vorhandenen Schwung aus, um dann endgültig die Beute fest zu binden und sich mit dieser auf dem Boden oder sonstiger Stelle niederzulassen, um diese dann endgültig zu töten und zu atzen (verspeisen). Hier gibt es auch einen Unterschied, zwischen den Falken und den anderen Greifvögeln. So ist der Habicht oder der Adler zum Beispiel ein Grifftöter, wogegen Falken die Beute durch einen Nackenbiss mit dem so genannten Falkenzahn im Oberschnabel töten.

An seinem bevorzugten Atzplatz (Fressplatz) fängt der Falke an, die Beute zu rupfen. Greifvögel nehmen auch Federn und Knochen zu sich, wobei die Federreste als Gewölle nach ca. 12 Std. wieder ausgewürgt werden. Die Verdauung beginnt bei allen Greifvögeln im Kropf, wo, um es einfach zu beschreiben, die Nahrung getrennt wird. Auch die Knochen werden von den Taggreifvögeln verdaut, Eulen hingegen scheiden auch die Knochen wieder über das Gewölle aus.

Der Wanderfalke baut, wie alle Falken, keinen eigenen Horst, er nutzt vorhandene Nester oder Felsnischen, wobei er als Brutvogel auch in Städten anzutreffen ist. Im Februar bis März finden sich die Brutvögel meistens schon in ihren Brutrevieren wieder ein. Hier wird dann gewöhnlich im April das Weibchen 3 - 4 rotbraune Eier legen, die Brutzeit beträgt ca. 28 Tage. Junge Greifvögel sind Nesthocker, die aber, im Gegensatz zu anderen Nesthockern, schon ein weißes Dunenkleid besitzen und auch ab dem ersten Tage die Augen geöffnet haben.

Es kommt zu der schon genannten Arbeitsteilung der Elterntiere. Der Terzel (Männchen) sorgt für die Nahrung, wobei sich das Weibchen um die Jungen und deren Bewachung kümmert. Aber auch der Terzel (Männchen) füttert die Jungen. Nach ca. 35 - 40 Tagen verlassen die Jungvögel den Horst oder Nistplatz. Die Jungvögel befinden sich in der nächsten Zeit noch in der Bettelphase, dies bedeutet die Jungvögel betteln immer noch ihre Eltern um Futter an. Auch bereiten die Altvögel die Jungen auf die spätere Jagd vor, indem sie vor den bettelnden Jungvögeln die Beute fallen lassen, damit diese dann aufgegriffen werden kann. Dieser Vorgang spielt sich im Luftraum ab, welcher ja einmal das Jagdrevier der jungen Wanderfalken werden soll. Leider überleben nicht alle Greifvögel das erste Jahr, sie können anderen Greifvögeln zum Opfer fallen oder sie verletzen sich bei der Jagd. Nennen könnte ich noch mehr Gründe, jedoch sollte dieses auch nur am Rande erwähnt werden.

 
Die Falknerei  

Jetzt möchte ich gerne zur Falknerei kommen und hier über deren Sinn oder Unsinn schreiben. Die Falknerei ist eine der ältesten Jagdarten, sie ist über 2000 Jahre alt. Hierbei nutzt der Mensch den natürlichen Trieb des Greifvogels. Auch hat die Falknerei eine eigene Sprache, welche man als Kulturerbe bezeichnen kann. Die Falknerei hat sich im Verlaufe der Jahre geändert, so dass vieles heute nicht mehr zutrifft, was noch vor Jahren selbstverständlich war. Die Kenntnisse, die man über diese Vögel im Verlaufe der Jahre erlernt hat, nutzt man heute gezielt. Es ist z.B. falsch, daß der Greifvogel (Beizvogel) hungern muß, um für das Ergreifen der Beute bereit zu sein, wie immer wieder behauptet wird. Hierauf möchte ich aber gerne später eingehen.

Sakerfalke, weiblich

Sakerfalke, weiblich

Sakerfalke, weiblich

Sakerfalke, weiblich

Als erstes möchte ich die in Deutschland bekanntesten einheimischen Beizvögel nennen. An erster Stelle kommt der Habicht, als zweites folgt der Wanderfalke und zum Schluss kommt auch noch der Steinadler zum Einsatz. Natürlich kommen auch nichteinheimische Greifvögel zum Einsatz, so zum Beispiel der Sakerfalke, der Gerfalke, oder der Wüstenbussard, um hier nur einige zu nennen. Fast alle im Einsatz befindlichen Beizvögel stammen aus Nachzuchten, es werden nur noch in Ausnahmefällen Greifvögel aus der Natur entnommen! Da wir schon die ganze Zeit über den Wanderfalken reden, möchte ich ihn als Beispiel beibehalten.
Jedoch möchte ich zunächst einmal etwas Grundlegendes loswerden. Jede Art der Tierhaltung beschränkt das Tier, welches gerade gehalten wird, in seiner natürlichen Lebensweise. So kann man nicht nur immer mit den Finger auf die Falkner zeigen, sondern müßte dann jede Art der Tierhaltung bekämpfen.

Was berechtigt und veranlaßt uns Menschen, ein Tier zu halten? Hier kann ich nur kurz meine Meinung wiedergeben. Sind wir Menschen nicht auch ein Teil dieser Natur und hält uns die Verbundenheit zu Tieren nicht auch am Leben? Meine Meinung ist: "Nur wer gut zu Tieren ist, kann dies auch zu Menschen sein.". Auch wir Falkner machen uns unsere Gedanken über das Für und Wider der Falknerei. Ich sehe die tiefe Verbundenheit einiger Menschen zu den Greifvögeln, ich selber habe schon in frühen Kindesjahren (10 Jahre) die Leidenschaft für sie in mir entdeckt. Erst wollte ich alles über die so faszinierenden Geschöpfe erfahren und war nur auf der Suche nach Büchern über Greifvögel. Ich lief auf einmal mit einen ganz anderen Verständnis ihnen gegenüber durch die Natur und erlebte so manches Schauspiel dieser schönen Vögel.

Frage ich doch einmal den Brieftaubenhalter, den Halter von Ziergeflügel und den Halter von Hunden, Fischen und und: "wie bist du zu deinem Hobby gekommen?" Bei den Befragten sollten die Augen leuchten, so wie es bei einem Falkner ist, der über seine Leidenschaft redet. Ist es nicht das, worauf es ankommt, der Umgang mit Tieren, das Verständnis und die Begeisterung für sie, gerade in der heutigen Zeit, wo doch nur noch alles vor der Spielekonsole, dem Fernseher oder dem PC seine Zeit verbringt?

 
Nun möchte ich im Vorfeld gerne gleich einige Fragen beantworten, dies geschieht jedoch aus meiner Sichtweise und muss sich nicht mit den Meinungen aller Falkner decken.
1. Warum werden die Vögel an einer Fessel gehalten?

Hier meine Antwort:

Der Vogel, welcher zur Beizjagd genutzt wird, muss in gewisser Art an seiner Bewegung gehindert werden. Dafür gibt es folgende Gründe: ein Greifvogel hat viel bessere Augen als wir Menschen. Um das ständige Abspringen oder Losfliegen des Vogels zu vermeiden, wird er mit Hilfe eines Geschühs daran gehindert. Genau wie sich ein Hund, eine Katze oder ein anderes Tier an seinen begrenzten Lebensraum gewöhnt, nimmt auch der Beizvogel dieses Geschüh als "normal" an.

Aus dem gleichen Grunde trägt der Vogel eine Haube, die ihn daran hindert, auf eine Beute in einigen Kilometern Entfernung zu sehen und darauf zu fliegen. Diese Haube wird ihm erst dann abgenommen, wenn der Falkner (oder der Hund) ein Beutetier in der Nähe hochgemacht hat, (es fliegt, bzw. läuft jetzt), Der Falke hat in Sekundenbruchteilen die Beute fixiert und fliegt sie an.

Wanderfalke mit Haube

Wanderfalke mit Haube

2. Braucht ein Greifvogel nicht ständig seinen Ausflug?

Hier meine Antwort:
In der Zeit von September bis Ende März wird ein Beizvogel fast jeden Tag geflogen. Entweder man geht mit dem Beizvogel zur Jagd, oder man trainiert ihn, um sein Flugvermögen zu verbessern. Ein Greifvogel in der Natur steht die meiste Zeit am Tage auf seiner Warte, um Energie zu sparen. Im Grunde genommen bewegen sich die Greifvögel auch nur zum Nahrungserwerb oder zur Balz.

Wanderfalke mit Haube

Wanderfalke mit Haube

3. Was bekommt ein Greifvogel als Nahrung (Atzung)?

Hier meine Antwort:
Greifvögel sind Fleischfresser und Fleisch muss diesen Vögeln auch gereicht werden. Wir reden hier aber nicht von Fleisch, welches man beim Fleischer um die Ecke kaufen kann. Ein Greifvogel nimmt zum Beispiel einen Großteil der Flüssigkeit, die er braucht, über die Nahrung auf. So muss man den Greifvögeln auch die richtige Nahrung bieten.
Hierbei rede ich von Nahrung welche auch alle Innereien noch beinhaltet, wobei damit auch lebensnotwenige Stoffe (Vitamine u.s.w.) aufgenommen werden müssen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, dieses bringt auch bei der Massentierhaltung einige Ressourcen, die die Falkner oder andere Tierhalter für sich nutzen. So geben zum Beispiel viele Falkner Eintagsküken oder Wachteln, sowie Tauben. Bei vielen dieser Nahrungstiere handelt es sich um beim Großhändler eingekaufte gefrorene Ware.
4. Kann jeder Falkner werden oder Greifvögel halten?

Hier meine Antwort:

Jeder Bürger in unserer Republik hat die Möglichkeit, Falkner zu werden. Dieses setzt jedoch im Vorfeld eine bestandene Jägerprüfung voraus. Auch sollte man sich einen solchen Schritt genauestens überlegen, denn ein sehr großer Teil der Freizeit geht für dieses Hobby drauf. Falknerei ist kein Hobby, wie Zeichnen oder sonstige Beschäftigung. Das kann man sich aber sicherlich vorstellen, denn jedes Hobby, welches mit Tieren zu tun hat, ist zeitaufwendig.

Wanderfalke in der fluganlage

Greifvögel halten kann jede Person, die durch einen Befähigungsnachweis (z.B. bestandene Falknerprüfung) die artgerechte Haltung nachweisen kann. Auch gibt es für die Haltung von Greifvögeln in Volieren vorgeschriebene Mindesmaße, die es gilt einzuhalten. Greifvögel sind nachweispflichtig, da fast alle Arten im Washingtoner Artenschutzabkommen festgelegt sind. Hier muss man den Behörden den Nachweis über die Herkunft durch eine CITIS bringen.

Ich stelle mich gerne noch weiteren Fragen, die man an folgende E-Mail richten kann: service@falkner-forum.de .

 

Ich selber betreibe die Beizjagd nun schon seit ca. 28 Jahren. Hier kann ich auf einige Erlebnisse zurückgreifen.

Die Bindung zwischen Falkner und dessen Beizvogel entsteht im Verlaufe der Zeit. So merkt sich zum Beispiel ein Falke, dass er immer wieder zu seiner Nahrung kommt, wenn er mit seinem Jagdkumpan, dem Falkner, zusammen rausgeht. Ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen muss den Greifvögeln gegenüber schon vorhanden sein, um hier auch eine gute und feste Bindung aufzubauen. Immerhin befindet sich der Falke über den Jagdflug in Freiheit und hier liegt die Entscheidung bei dem Greifvogel selber, ob er zum Falkner zurück kehrt oder nicht.

Ein Falke, welcher zur Beizjagd eingesetzt wird, muss entgegen aller Meinungen nicht hungern oder gar durch zu langes Hungern geschwächt sein. Wie will ein Falke zum Beispiel einen positiven Jagdausgang beschreiten, wenn er auf Grund von Hunger oder Schwäche erst gar nicht in der Lage ist, die Jagd zu vollziehen? Hier kommt das von mir schon genannte Fingerspitzengefühl zum Tragen. Jedoch möchte ich nicht näher darauf eingehen, da nähere Erläuterungen den Rahmen dieses Artikels sprengen würden.

Die Fluggewandtheit bekommt ein Wanderfalke durch häufiges Training. Solch ein Training läuft folgendermaßen ab: Der Falke wird auf ein Federspiel geflogen und dabei muss er im Verlaufe der Zeit sehr viele Durchgänge schaffen. Ein Federspiel ist folgendes: Ein mit Sand oder dergleichen gefülltes hufeisenförmiges Leder, auf welches Flügel der später zu bejagenden Beute aufgenäht werden. Zusätzlich befinden sich dort noch auf jeder Seite zwei Riemchen, an welchen die Atzung (Nahrung) festgebunden wird. Der Falke sieht die Atzung (Nahrung) auf diesem Federspiel und möchte natürlich dieser habhaft werden.

Bei den ersten Flügen lässt man den Falken die Atzung kröpfen (fressen), damit sich dieses als positives Ereignis bei dem Falken einprägt. Auch hier kann man wieder sehen, dass auch das Verständnis der Beizvögel zu Nutze gezogen wird. Im Verlaufe der Zeit kann man dem Falken dieses Federspiel beim Anflug immer wieder wegziehen, welches den Falken veranlasst, das Federspiel erneut anzufliegen. Durch dieses Training baut der Falke mehr Flugmuskulatur und Fluggewandtheit auf.

Durch das ständige Training auf das Federspiel prägt sich der Falke die Flügelform und Farbe ein. Eines Tages macht man sich diesen Lerneffekt zu Nutzen und lässt den Falken auf seine zukünftige Beute fliegen. So kann man z. B. schwarze Flügel für einen Krähenfalken benutzen.

Bei der Beizjagd gehen jedoch nur ca. 5 - 10% der Jagdeinsätze erfolgreich aus, die anderen sind Fehlschläge. Ein ungeschriebenes Gesetz der Falknerei ist, dass einmal sich in Deckung rettendes Wild an diesem Tage nicht mehr angejagt wird.

Obwohl es noch viel mehr zu diesem Thema zu sagen gäbe, hoffe ich doch, daß meine Ausführungen einen kleinen Einblick in die Falknerei, wie sie wirklich ist, vermitteln konnten und Sie, liebe Leser, dieses schöne Hobby nun mit anderen Augen sehen.Weitere Informationen finden Sie unter http://www.falkner-forum.de/


Mit freundlichen Grüssen

Andreas Rudat

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