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Ernährung Erscheinungsdatum: Dezember 2004

Die Qual der Wahl – Pellets oder Körnerfutter?
von Stefan Rosenträger

Amerikanischen Studien zufolge sterben 95 Prozent der bei uns gehaltenen Papageien in den ersten zehn Jahren. Neben falscher Pflege steht eine mangelhafte Ernährung ganz oben auf der Liste der Todesursachen. Um unseren Vögeln eine ausgewogene und obendrein praktische Ernährung zu gewährleisten, wurde die sogenannte Pelletfütterung entwickelt. In der Haltung von Hunden und Katzen und auch in der Viehhaltung hat sich diese Art der Fütterung seit Jahren bewährt. Aber sind auch Papageien mit diesem Futter optimal versorgt sind oder werfen wir ihnen lediglich „wertlose Brocken“ vor?

Für eine optimale Versorgung sind über 40 im richtigen Verhältnis zusammengesetzte Nahrungselemente nötig. Herkömmliche Samenmischungen sind zu unausgewogen. So enthält Großsittich- und Papageienfutter oftmals zu viele Sonnenblumenkerne. Die Vögel picken sich sprichwörtlich „die Rosinen aus dem Futter“. Die Folge: schleichende Nahrungsmängel, die zu Gefiederschäden, chronischen Erkrankungen und schlimmstenfalls zu einem vorzeitigen Tod führen. Da beispielsweise in der Hunde- und Katzenhaltung gute Ergebnisse in der Verfütterung von pelletiertem Futter erzielt wurden, versucht man nun, auch Ziervögeln alle wichtigen Nährstoffe in Form kleiner Pellets, zu deutsch „Presslinge“, zuzuführen.

Was sind Pellets genau?

Zunächst muss man zwischen pelletiertem und extrudiertem Futter unterscheiden. Bei Pellets werden verschiedene Getreide-, Saaten- und Nusssorten zermahlen und, zersetzt mit Nahrungsergänzungsmitteln, vermischt. Anschließend wird das Ganze vermischt und unter Druck zu schnabelgerechten Brocken zusammengepresst. Dabei bleiben auch noch größere Brocken im Futter.

Bei extrudiertem Futter hingegen werden die Zutaten pulverisiert und bei sehr hohen Temperaturen bis zur Pasteurisierung, bei etwa 150°C, zu bunten Tabletten zusammengebacken. Bei der Abkühlung werden die Vitamine und Mineralstoffe als Überzug auf das Futter gebracht. Zudem wird das Futter aromatisiert und eingefärbt.

Pro und Contra

Befürworter dieser vor allem in Amerika seit einigen Jahren praktizierten Ernährungsform schätzen vor allem, dass die Fütterung vereinfacht und viel hygienischer sei. Es fielen keine Samenhülsen an und man habe zudem weniger Staub als bei Samenmischungen. Außerdem seien die Inhaltsstoffe genau auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt, so dass teure Nahrungszusätze entfallen.

Kritiker halten dagegen, dass bis heute das Nahrungsspektrum bei den meisten Arten noch immer nicht exakt bekannt sei. Jede Art stelle eigene Ansprüche an die Ernährung. Es herrsche außerdem keine endgültige Klarheit über die genaue Zusammensetzung der „gepressten Röllchen“, da man bei der Herstellung lediglich die Zusätze nachträglich hinzufügt. Dazu kommt, dass man die Qualität des Futters von außen noch schlechter beurteilen kann als beim Körnerfutter. Das Argument der Zeitersparnis und der hygienischeren Fütterung wird dadurch entkräftet, dass auch Pellets Schmutz machen. Allein schon durch die Krümel, die beim Fressen anfallen. Selbst beim pelletiertem Futter zeigen die Vögel ihr natürliches Verhalten, indem sie die Brocken ebenfalls „entspelzen“. Die einförmigen Pellets bieten des weiteren, so die Kritiker, keine Abwechslung für die Tiere. Die etwas raue Oberfläche des Futters stelle keine echte Herausforderung für die Vögel dar, so dass sich bald Langeweile einstelle. Als gesundheitliche Beeinträchtigungen werden mögliche schädigende Auswirkungen auf den Kropf genannt. Dadurch, dass die Vögel vermehrt Wasser aufnehmen müssen, um die Pellets aufzuweichen, quillt das Futter im Kropf stark auf. Es besteht die Gefahr einer Kropferweiterung. Speziell bei extrudiertem Futter werden durch die hohen Temperaturen bei der Herstellung die wichtigen Eiweiße zum Teil aufgeschlossen, was für die Vögel nicht gut ist. Problematisch ist auch, dass die Tiere durch das „Entspelzen“ den vitaminisierten Überzug entfernen und so nicht alle Vitamine aufnehmen. Schließlich wird bemängelt, dass durch Pellets der Muskelmagen der Tiere „arbeitslos“ wird und sich Magen- und Darmprobleme einstellen können. Zwar hat er bei Pellets wenigstens noch ein bisschen was zu tun, da im Futter auch noch größere Brocken enthalten sind, aber das ist kein Vergleich zum normalen Körnerfutter.

Die Mischung machts

Einig ist man sich mittlerweile, dass Pellets als Alleinfutter ungeeignet sind. Doch die „Brocken“ sollten nicht gänzlich verteufelt werden. Als Zusatzfutter neben Obst, Gemüse, Kräutern, Grit, Keimfutter und einer ausgewogenen Samenmischung eignen sich Pellets, da sie durchaus wichtige Mineralstoffe enthalten und den Vögeln eine gute Abwechslung bieten. Und eines sollten wir immer bedenken: Das Non-Plus-Ultra der Ernährung gibt es (noch) nicht. Die „Mischung machts“ im wahrsten Sinne des Wortes!

   

 


 


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